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Wein ist nicht gleich Wein

Die letzten Jahre kam immer wieder der Gedanke auf, durch Gespräche und Beobachtungen, dass das Weingesetz überhaupt keine

Transparenz für den Kunden schafft. Ja, viele Konsumenten sind der Ansicht, dass beispielsweise ein Chianti oder beispielweise

ein Montepulciano d‘Abruzzo, weitestgehend immer das Gleiche ist, mit leichten geschmacklichen Differenz der jeweiligen Kellereien.

Sprich der Chianti oder Montepulciano d‘Abruzzo für 2,99 € genauso gut ist, wie beispielweise der für 7 € oder 10 € und hinter dem 7 €

und 10 € Wein ein Halsabschneider stecken muss. Ein Weinkenner würde hier gleich dagegen halten und sagen,

„das merkt man doch“… Ja, aber wir müssen uns im Klaren sein, dass nicht jeder Weinkonsument oder

auch Gastronom sich so intensiv mit dem Thema Wein beschäftigt und warum es zu solchen Preisunterschieden und daraus

resultierenden Qualitäten kommt, die leider die Weingesetze nur wenig regeln oder Aufschluss bringen.

Und so ist meine Beobachtung, dass der normale Ottonormalverbraucher immer mehr zu schlechten Weinen greift und es immer

schwieriger wird, ihn von einer gewissen Qualität zu überzeugen, weil er sich gar nicht mehr darauf einlassen möchte und

nur vom Preis und der Werbeverpackung überzeugen lässt und nicht von seinen Sinnen.

Nach dem ich des Öfteren in verschiedenen Lokalen widerliche, wässrige und langweilige Weine getrunken habe und

zu diesem Thema sehr wenig im Netz berichtet wird, möchte ich dieses Thema nun aufgreifen. Weil es mir einfach wichtig erscheint,

dem Ottonormalverbraucher ein gewisses Verständnis auf den Weg zu geben, warum es so gravierende Unterschiede bei Wein gibt und ihn

für eine bessere Qualität zu begeistern. Wein soll Spaß machen und nicht nur ein Getränk sein, das blau macht.

Fangen wir bei der Entstehung des Weines an. Ein bekannter Spruch ist, „Qualität entsteht im Weinberg“.

Und an ihm ist etwas Wahres dran, wobei natürlich auch das beste Lesegut zerstört werden kann…

Das Terroir:

Das Terroir spielt eine wichtige Rolle für die Entstehung von Qualität und so sind gute Lagen meist teurer als zweitklassige und

zum Teil auch kostenintensiver zu bewirtschaften.

Ertrag:

Der Ertrag trägt ein wichtiger Teil zur Weinqualität bei und kostet natürlich auch Geld. Aber warum ist

der niedrige Ertrag so wichtig? Es ist ein einfacher biologischer Effekt, eine Pflanze kann nur eine bestimmt Menge

an Früchten zur vollen Reife bringen. In kühleren Gegenden, wie beispielweise in Deutschland kann es daher passieren, dass die Trauben nicht

vollständig ausgereift sind. In südlicheren Ländern ist dieses Problem nicht so groß und

die Trauben bilden dennoch ausreichend Zucker, aber die Inhaltsstoffe sind deutlich niedriger und der Wein

kann einen hohen Alkoholgehalt erlangen, aber schmeckt sehr wässrig und nichtssagend.

Einfach nur ein Wasser-Alkohol-Gemisch. Und hier liegt auch das Problem der Weingesetze, welche meines Erachtens viel zu hohe Erträge erlauben und

schließlich die Transparenz für die Verbraucher verwässern.

Aber wie wird der Ertrag reduziert? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Dichte der Bestockung:

Durch eine dichtere Bestockung entsteht ein gewisser Konkurrenzkampf unter den Reben und

jede Einzelne bildet weniger Trauben.

Erziehungsformen und Auswahl der Klone:

Durch die Erziehungsform kann der Ertrag eingedämmt werden und durch die Auswahl an Klonen der jeweiligen Sorte,

welche von vorherein weniger Trauben bildet.

Natürliche Effekte:

Hierzu zählen die Böden, das Klima und der Witterungsverlauf des Jahres.

Ertragsreduzierung durch Menschenhand:

Im Winter werden die Reben stark geschnitten und es bleiben nur ein oder zwei Fruchtruten stehen

mit wenigen Augen. Im Sommer werden ein Teil der grüne Trauben im Weinberg entfernt und nur die besten Trauben hängen gelassen.

Beispielsweise bei Krankheitsbefall oder Hagelschäden kann man eine gute Selektion durchführen.

Wie sich erkennen lässt, ist der Ertrag ein sehr preisbildendes Kriterium in der Weinherstellung.

Diese Maßnahme kosten sehr viel Zeit und Erfahrung und nicht zuletzt ist es selbsterklärend,

dass wenn man die Hälfte an Trauben aus einem Weinberg rausholt, die Arbeitskosten dieselben bleiben oder

sogar noch höher sind, wie aus einem Weinberg, welcher auf Masse ausgerichtet ist.

Richtiger Erntezeitpunkt:

Der richtige Erntezeitpunkt ist natürlich auch ein sehr wichtiges Kriterium und erfordert viel organisatorisches Geschick.

Des Weiteren ist die schnelle Verarbeitung des Lesegutes ausschlaggebend und lange Standzeiten

beispielweise in der Sonne und Wärme sind zu vermeiden.

Auf die Weinherstellung möchte ich nun nicht mehr so intensiv eingehen wie auf den Anbau, wobei hier auch erhebliche Unterschiede

festzustellen sind und sich auf die Qualität des Weines auswirken. Wobei man heute aber sagen kann, die Kellertechnik und das

Know-how sind in der Massenherstellung fast gleichauf, wie im Qualitätssegment. Natürlich gibt es aber dennoch hier auch noch genügt

Stellschrauben, um aus dem Wein ein Maximum rauszuholen. Ein größerer Unterschied lässt sich feststellen im Ausbau

für holzgereifte Weine, wo heute auf kostengünstige Holzchips zurückgegriffen wird und natürlich im Qualitätssegment

weiterhin auf die teureren Holzfässer gebaut wird.

Ich hoffe, dass sich vielleicht der ein oder andere nun etwas mehr Gedanken macht, wenn er künftig einen Wein einkauft. Es wäre schön,

wenn der Verbraucher oder Gastronom mehr Verständnis für den Aufwand eines guten und ehrlichen Weines aufbringen würde,

etwas mehr für den Wein bezahlt und aber auch dafür mit mehr Genuss oder zufriedenen Gästen belohnt wird.

Die Menschen, welche täglich sich mit Herzblut für einen guten Wein einsetzen werden es dir danken und

belohnen dich mit reichlich Genuss!